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Warum die Zukunft nicht im Virtuellen liegt!

Datum
25.02.2021

 

Bereich
Digitale Events
Digitale Workshops

In den vergangenen Wochen und Monaten blühen die verschiedensten digitalen Formate und Konzepte auf, welche oft auch unter dem Schlagwort "virtuelle Messe" oder "virtuelles Event" zusammengefasst werden. Wir von vaerk sind fest von den Potenzialen und einer Zukunft der Online-Events überzeugt. Werden wir nun also alle in Zukunft auf dem Bildschirm oder mit VR-Brillen durch die Messehallen oder Events schlendern? Wir glauben nicht. Denn scheint es so, dass so bald wie möglich, die analogen Formate wieder großen Zuspruch erhalten werden. Schließlich geht es bei Events vor allem um den persönlichen Kontakt, die zwischenmenschliche Interaktion und schließlich, die Emotion. Bleibt also die Frage, ob diese tatsächlich nicht ins Digitale übersetzt werden können?

Avatar in einer Messehalle einer virtuellen Messe

Unsere Antwort lautet: Ja, kann es, dafür brauchen wir aber mehr oder andere Lösungen, als die reine Virtualisierung unserer analogen Welt! Es reicht nicht aus, einfach die analogen Bestandteile unserer Welt, eins zu eins ins Digitale zu übertragen. Digitale Events müssen neu gedacht werden, vom Konzept, Ablauf, Inhalt und der Umsetzung. Zwar können wir rein technisch Messestände auch als 3D-Modellierungen mit Buttons zum Download von PDFs interaktiv gestalten und digital besuchbar machen. Oder die Eingangsfoyers großer Messehallen mit einigermaßen gut gerenderten Avataren ausstatten und so versuchen das Messegefühl digital nachzustellen. Doch bleibt dabei ein ganz grundlegender Punkt auf der Strecke: Unsere Interaktionsmöglichkeiten und die Schnittstelle mit dem digitalen Raum sind grundlegend verschieden zu denen im analogen Raum und das Gemeinschaftsgefühl eines Events oder Messe entsteht nicht durch seine Räumlichkeiten, sondern durch die Vielzahl und Interaktion seiner Besucher*innen.

 

Viel eher müssen wir uns daher überlegen, wie wir das heute technisch Mögliche nutzen, um digitale Formate gleichberechtigt, menschlich und emotional gestalten und gleichzeitig neue Formate schaffen, welche zuvor im analogen nicht möglich waren. Es geht darum, die bestehende Technik in der Realität bestmöglich zu nutzen, und mit Menschlichkeit zu füllen und nicht technische Lösungen umzusetzen. Dass die reine Virtualisierung analoger Inhalte nicht ausreicht und auch nicht dem Charakter von Events und Messen gerecht wird, zeigen unsere Erfahrungen der vergangenen Monate. Schließlich nehmen die meisten Events, zumindest im Businessbereich, auch immer einen Blick in die Zukunft. Und so sollten wir nicht einfach die Vergangenheit digitalisieren, sondern uns lieber überlegen, wie wir die Events der Zukunft neu, nachhaltiger und inklusiver gestalten können.

 

Was wir in Zukunft vermutlich also nicht brauchen sind:

- Die reine Virtualisierung bisheriger analoger Elemente wie beispielsweise Messehallen, Messestände oder Bühnen mit Zuschauertribünen
- Virtuelle Meetings mit Interaktion via künstlichen Abbildern und Figuren (z.B. per VR)
- stereotypisierte Abbildungen der Rollen und Machtstrukturen der Vergangenheit im digitalen Raum (z.B. weiße Avatare in Anzug und Schlips Ü50 sowie junge weibliche Avatare als Hostessen hinter dem Tresen)
- Kühle und technisch-wirkende Lösung, welche den Besuchenden allein lassen

 

Schließlich zeigt es sich bei digitalen Formate, dass der Erfolg hier noch viel mehr vom einzelnen Teilnehmenden abhängt. So haben wir selbst erlebt immer wieder erlebt, wie schwierig es sein kann mit den Teilnehmenden bei digitalen Messen in Interaktion zu treten. Eine Chat-Nachricht ist hier eben nicht dasselbe wie ein kleiner Smalltalk in Persona. Umso wichtiger ist es die Formate ganzheitlich und konzeptionell so zu gestalten, dass die Teilnehmenden entsprechend abgeholt und aber auch inhaltlich durch das Event geleitet werden. Von großer Relevanz spielt hier somit vor allem auch, die digitale Präsenz aller Beteiligten und Sprechenden, auch die der Teilnehmenden. Wir möchten digitale Räume für Menschen und Begegnung schaffen. Dafür verstehen wir die Technik also Medium und Bühne für emotionale und persönliche Botschaften, nicht aber als die Botschaft selbst.

 

Was wir in Zukunft somit brauchen ist:

- Ein Verständnis für digitale Tools als Plattform und Bühne für emotionale Nachrichten und Interaktion
- Lösungen und Formate die Menschen zusammenbringen und dafür das technisch möglich voll ausreizen (z.B. randomisiertes oder gezieltes Speeddating basierend auf Interessen, Lokation, o.ä)
- Konzepte welche von Beginn an die Diversität, Inklusion, Barrierefreiheit und Teilhabe mitdenken
- Formate und Abläufe mit Fokus auf die Nutzer*innen, die individuelle Event-Experience und Möglichkeiten der Interaktion vor dem Bildschirm und darüber hinaus
- Skills und Knowhow, für mehr digitale Präsenz sowie Mut, auch im digitalen Raum persönliche Interaktion zu leben

 

Wer hat es nicht schon einmal in den vergangenen Wochen selbst erlebt, dass auch über Distanz im digitalen Setup ein Gemeinschaftsgefühl und echte, persönliche Gespräche entstehen können? Ausschlaggebend dafür sind jedoch nicht die Videokonferenztools und Plattformen, sondern die Akteure vor der Kamera selbst. Umso wichtiger ist es, dass wir gerade bei digitalen Formaten, diese persönlichen Momente schaffen, um auch im digitalen Raum den besonderen Eventspirit zu erleben. Und besonders bei Formaten mit Messestände ist es sowohl für Teilnehmenden aber auch für Ausstellende von besonderem Mehrwert, deren Inhalte bewusst in die Agenda zu integrieren und nicht allein digitale Stände zur Verfügung zu stellen.

 

Wenn virtuell, dann bitte richtig! Gamification is key

Nun soll das nicht bedeuteten, dass die virtuellen Formate und Technologien keinen Platz in der Zukunft der Onlineevents haben. Wir möchten hiermit vor allem zeigen, dass gerade bei kleinen Formaten mit begrenzten Ressourcen mehr Mehrwert durch eine Investition in die richtige Konzeption sowie in den Inhalt geschaffen werden kann, als in eine technisch aufwendige Umsetzung durch 3D Modellierungen oder ähnlichem. So entstehen gegebenenfalls in simplen aber persönlichen Team- oder Zoommeetings mehr wertvolle Kontakte und Gespräche, als dies im virtuellen Messestand möglich ist. Unterschied spielt dabei stets, die Direkte persönliche Kommunikation möglichst sogar mit Bild, von Mensch zu Mensch, in der die Technik nur das Medium ist.

 

Dass ausgeklügelte virtuelle Konzepte aber durchaus auch einen großen Unterschied machen können, zeigt zum Beispiel der Indie Arena Booth 2020 auf der Gamescom. So entsteht hier klarer Mehrwert auf Basis der genutzten Gamifizierung des Messeaufbaus, welche einen großen Unterschied im Nutzererlebnis bietet. Wer den Indie Arena Stand noch online erleben möchte, kann dies unter: online.indiearenabooth.com

 

 

Dass solch ein gamifizierter Ansatz nicht nur Entwicklern und Spezialisten der Games-Branche vorbehalten sein muss, zeigen auch schon unterschiedlichste Praxisbeispiel. So können auch die unterschiedlichsten Formate und Meetings kostengünstig mit bestehenden Games wie Minecraft, Among Us oder Fortnite umsetzen und gestalten. So finden inzwischen regelmäßig Konzerte großer Künstler auf Fortnite statt, aber auch die Feedback-Rund oder der Kreativworkshop mit Kollegen ist zum Beispiel auf Minecraft denkbar. Was dafür notwendig ist, ist vor allem eine große Packung Mut, Neugierde und Kreativität.