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Gleichberechtigung: warum es jeden etwas angeht.

Datum
08.03.2021

 

Bereich
Gedanken
Digitale Zusammenarbeit

Nach den aktuellen Hochrechnungen werden wir die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Wirtschaft und am Arbeitsplatz nicht vor 2095 erreichen.[1] Gleichwohl ist das Thema aktuell in aller Munde. Zurecht! Nur wie können Unternehmen sowie jede:r einzelne von uns auch konkret einen Beitrag zur Geschlechtergleichheit leisten und warum sollten wir dies überhaupt?

 

Gleichberechtigung in der Arbeitswelt. Warum?

Das Thema Gleichberechtigung ist mehr als eine Modeerscheinung und sollte es auch immer bleiben. So geht es grundlegend um ein gleichberechtigtes Menschenbild. In dem wir jedem Menschen mit den gleichen Chancen und Rechten begegnen, unabhängig von seiner Herkunft und Identität. Ein Menschenbild, das das "wir" vor das "ich" stellt.

 

Unsere heutige Arbeit- und Wirtschaftswelt bildet hierzu jedoch teils einen starken Kontrast. Sie ist geprägt durch starke Machtstrukturen, mit vorrangig älteren weißen Männern in Machtpositionen und beruht teilweise noch immer stark auf der Ausbeutung von Natur und Mitmenschen. Es ist auch die Wirtschaft, die die Welt maßgeblich zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Und somit ist es auch ihre Verantwortung, die der Unternehmen, diese zukünftig positiv zu wandeln und nachhaltig mitzugestalten. Unternehmen und Wirtschaft nehmen eine so großen Platz in unserer Welt und unserem Leben ein, womit auch ihre soziale und gesellschaftliche Verantwortung gegeben ist.

 

Dass gerade auch die Geschlechtergleichheit nicht nur zum sozialen Selbstverständnis von Unternehmen gehört, sondern zudem maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg von Organisationen hat, belegen mittlerweile zahlreiche Studien und Beispiele aus der Praxis. [2] Diese zeigen u.a. folgenden Einfluss von Gleichberechtigung der Geschlechter auf Unternehmen und den Arbeitsplatz: [1]

- Verbesserung der nationalen Produktivtät und des Wirschaftswachstums
- Leistungssteigerung innerhalb der Ogranisation
- Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität für neue Talente und bestehende Mitarbeitende
- Höhere Reputation des Unternehmens

 

Ein Blick nach Island beweist, dass dies nicht nur reine Annahmen bleiben. Der Inselstaat gilt als weltweite Nummer Eins beim Thema Gleichberechtigung. Bereits im Jahr 1975 legten 90 Prozent der Frauen Ihre Arbeit nieder, um ihre Rechte einzufordern. Mit Vigdís Finnbogadóttir, wurde fünf Jahre später, erstmals weltweit eine Frau zum Staatsoberhaupt gewählt. Als das Land und seine zwei größten Banken Giltnir und Landsbanki 2008 in eine tiefe Finanzkrise stürzte, verurteilten die Isländerinnen v.a. das von Männern auf Aggressivität, Rücksichtslosigkeit und kurzfristige Gewinnmaximierung geprägte, marode System als verantwortlich. Auch die männlichen Entscheidungsträger erkannten schließlich das Problem und man setzte vorübergehend bewusst Frauen an die Spitze der zwei Banken. [3]

 

Have a Impact. Was kannst Du tun?

Das Thema Geschlechtergleichheit galt lange als ein Thema von Frauen für Frauen, jedoch spielen alle Geschlechter eine Rolle und jeder trägt Verantwortung. Auch Du gestaltest jeden Tag mit Deinem Handeln, Deiner Arbeit und Sprachen und Deinem Tun oder auch Nichts-Tun die Welt von morgen mit. [1] Die Solidaritätsbewegung HeForShe der United Nations bildet eine globale Gemeinschaft für mehr Geschlechtergerechtigkeit, besonders auch in der Wirtschaft. Hier findest Du hilfreiche Tipps für Einzelpersonen und Organisationen.

 

Nun sind es bis dato vor allem Männer, welche als Führungskräfte und Manager in Unternehmen und auf sonstigen Machtpositionen sitzen und mit Ihren Entscheidungen den Verlauf der Geschichte maßgeblich mitgestalten. Möchten wir also mehr Gleichberechtigung, muss sich vor allem auch das Selbstverständnis dieser Männer verändern. Wie der Name schon sagt, klärt HeForShe daher besonders über die Rolle der Männer in der Gleichberechtigung auf. Ihre Arbeit endet dort jedoch nicht, sondern umfasst die Geschlechtergleichheit im Allgemeinen, die weit über ein binäres Geschlechterverständnis hinaus geht.

 

Als Einzelperson im Alltag...

Ungerechtigkeit kennt zwei Seiten, die der Verlierer und die der Gewinner. Befindest Du Dich aufgrund Deines Geschlechts, Hautfarbe oder Herkunft tendenziell in einer privilegierten Machtstellung, dann gehe einmal bewusst einen Schritt zur Seite und mach den Platz frei für unterrepräsentierte Gruppen. Dies gilt für Speaker bei Events, als Teilnehmer:in in Meetings und generell im Beruf. Damit machst Du aus Verlierer:innen, Gewinner:innen und schaffst Gerechtigkeit statt Ungerechtigkeit. In prüfender Blick auf die Teilnehmende liste von Meetings ist zwar nur ein kleiner Schritt, jedoch oftmals auch ein erster, wichtiger Schritt hin zu einem größeren Perspektivenwechsel. [1]

 

Folgende Ideen helfen Dir zudem für einen Impact in Sachen Geschlechtergerechtigkeit im Alltag:

 

1. Nutze Deine Reichweite auf Social Media und teile eine (persönliche) Nachricht zum Thema Geschlechtergerechtigkeit (indem Du z.B. lauter Dir bekannte, starke Frauen taggst)
2. Registriere Dich auf HeForShe für Dein Commitment für mehr Gender Equality
3. Machen einen Gender IQ-Test oder nehm an einer Trainingsession teil
4. Stelle das Geschlechtergleichgewicht in Meetings und bei Events sicher (sowohl bzgl. Anwesenheit als auch Redeanteil)
5. Informiere Dich über Geschlechtergerechtigkeit (Im HeForShe PDF gibt es eine Liste an Filmen und Büchern)

 

Als Unternehmen und Organisation...

Auch für Unternehmen hält HeForShe einige Tipps und konkrete Ansätze zur Unterstützung von mehr Geschlechtergleichheit parat. Grundlegend geht es bei dem Thema in Unternehmen natürlich darum, die Organisation an sich gleichberechtigt zu gestalten, ohne privilegierte (Macht-)Strukturen zu schaffen. Dies beginnt bei der Gestaltung täglicher Meetings und Teams und endet in der Besetzung der Führungsetage. 

 

Im Berufsalltag ist zudem nicht die generelle Awareness aller Mitarbeiter:innen für das Thema sowie der Impact der Organisation auf die Gleichberechtigung zu vernachlässigen. Schließlich endet die Verantwortung der Unternehmen nicht an der Werkspforte, sondern geht weit darüber hinaus. HeForShe bietet hierzu eine Vorlage für einen konkreten Actionplan und einige weitere Tipps: 

 

1. Informiere Deine Mitarbeitende über das Thema Gleichberechtigung und kläre auf (z.B. mit einem HeForShe Launch-Event)
2. Schaffe ein Verständnis und Awareness in der Belegschaft für das Thema Gleichberechtigung, dessen Hintergrund und Vorteile
3. Stelle das Geschlechtergleichgewicht in der Organisationsstruktur, Meetings und Teams sicher
4. Führe Trainingsessions und Weiterbildungen zum Thema Geschlechtergerechtigkeit durch (z.B. Selbstreflexion durch Gender IQ-Test)
5. Starte eine HeForShe Commitment-Aktion, sammle Unterschriften und unterstütze Projekte für mehr Gleichberechtigung

 

#noactionistosmall

 

Quellen

[1] https://www.heforshe.org/sites/default/files/2018-09/HeForShe_Workplace_5JunMay17.pdf
[2] https://www.unwomen.org/en/what-we-do/economic-empowerment/facts-and-figures
[3] Laura Erler, Selbstlos schlägt selbstverliebt: wie Frauen mit bescheidenem Führungsstil die Welt verändern, in Neue Narrative, Ausg. #1 Die Helle Seite der Macht S. 100